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Nach Hause

Shiva trinkt das Gift der Welt.

Shiva trinkt das Gift der Welt.

Es ist neun uhr abends und in den strassen von guntur tummeln sich die menschen in emsigen gewusel zu fuss, auf dem Fahrrad, allein oder bis zu 15 menschen zusammen in einem tuc-tuc. alle in ihren besten kleidern die sie zu grosser wahrscheinlichkeit irgendwie über die vergangenen, oder aktuellen und bevorstehenden fest-tage bekommen haben und natürlich diejenigen, die diesen abend im hart erarbeiteten eigenen ford scorpio mit chauffeur geiessen können. manchmal könnte man schon den eindruck haben, dass die angehörigen der scorpio-kaste das ganze eher als eine audienz zu ehren von ihnen persönlich sehen und so möglichst vielem volk in engem und flüchtigen kontakt ihre tollkühne fahrweise anheim gedeihen lassen.

wir starten also um neun uhr abends in guntur auf einer relativ neuen 125-er honda heimwärts. da ich weiterhin gut atmen können will setze ich eine schirmmütze, ohrenkappen und ein weisses baumwolltuch ein. wir starten und biegen mit einem huper in den nachlassenden abendverkehr ein.
schon nach 150 metern biegen wir von der zweispurig-richtungsgetrennten strasse in eine kleinere, links und rechts mit shops und ess- und chaiständen bestückten bestenfalls einspurigen abürzung ein. hier ist bereits mehr los und ca. alle 50 bis 100 meter kreuzen wir eine weitere querstrasse, in der regel sind um solche kreuzungen jeweils speedbraker betoniert.
viellos bedeutet, das hier ein durcheinander aller möglicher gruppen herrscht und vom fussgänger über fahrrad und motorisierten zwei, vier und mehrrädrigen gefährten aller gewichtsklassen und in unterschiedlichen temperaments-, aufmerksamkeitsbereichen und geschwingigkeitsvorstellungen ein breites spektrum an variation und reibungsfläche entfaltet.
die honda ist nicht mit unseren 125-ccm maschinen zu vergleichen, sie sind eher vom typ mofa – also niedrig-tourig untersetzt für transport von mehr als drei personen, und machen maxiaml etwa 60 auf der landstrasse. in der city in den gassen meist zwischen null und dreissig was beim kreuzen einer queerstrasse vielfach schon mehr als genug erscheint, vor allem da von manchen einmündungen her der speedbraker eine motorrad-konforme lücke hat und man so nicht bremsen sondern nur mal kurz zwei-drei mal hupen muss um alle anderen wissen zu lassen, wer hier nun vortritt hatt. da mcht natürlich das eindrucksvolle standardhorn eines skorpio’s deutlisch mehr her als die qüäcke eines 30 jahrigen alten rollers. je lauter die hupe desto mehr automatisches vortrittsrecht, eindrücklich getoppt von den jumbo’s der strasse in bus und lastwagenform.
die sind subjektiv mehr als an der schmerzgrenze und führen teils zu minutenlangem pfeifen in den ohren, wenn man das glück hat der letzte auf seiner seite ist und der entgegenkommende busfahrer schon ein-zwei meter vor einem beginnt, denn gegenverkehr mit hup-fanfaren und lichtblitzen vor dem bevorstehenden überholmanöver zu warnen. oder wenn dasselbe ein schon von weitem engegenkommender skorpio mit permanent eingeschaltetem scheinwerfer und hupkonzert ganz einfach von der strasse abdrängt.
wir schlängeln uns also durch die abkürzung und biegen auf die hauptstrasse ein, es kommt ein wenig milchbuck-tunnel-feeling zu gleichen teilen gemischt escher-wyss-groove, auf: was los aber der verkehr in der mitte der strasse läuft zügig, die kreuzungen sind übersichtlicher und entsprechend wird hier das seitengassen-spiel einfach im geschwindigkeitsbereich zwischen 40 und 50 km/h ab.
ein-zweimal biegt einer über eine kreuzubg sodass m. brüsk brmesen muss. zweimal brauchen wir auch unsere vereinte gestikulation nebst dem technischen arsenal aus bremse, hupe und scheinwerfer um uns wenigsten ansatzweise noch auf der strasse halten zu können.
wir passieren die letzte grosse kreuzung bevor wir aus der stadt herauskommen und dort ballt sich das ganze leben nochmals tüchtig, zwischen neun und zehn schliessen die meisten shops und von denen hat es den meisten kreuzungen an ausfallstrassen nochmals reichlich und jeder muss noch schnell auf dem heimweg….
danach werden die shops schnell dünner und verschwinden und auch die häuser bleiben langsam aber sicher ganz weg und wir fahren, nun mit 50 km/h konstant durch die nacht.
ein letzter kurzer stop für eine kleine besorgung, die über die jahre schon in eine fast rituelle form kam. ich geben m. meine münzen. ein kleiner shop mit dem was man auf dem heimweg noch braucht. eine frau sitzt hinter einer auslage, die in der front aus grossen runden plastikbehältern mit schraubdeckeln besteht. m. beginnt die münzen, entsprechend ihrem wert, auf drei verschiedene deckel zu ordnen und die frau hinter dem tisch schaut ihm dabei zu. ich stehe schräg hinter m. und amüsiere mich über das kleine szenen-geschenk, dann gehts weiter.
rechts und links ein streifen weg und dann büsche und felder, keine beleuchtung der strasse und eine sternenklare nacht. ein bahnübergang, wie die meisten der zahlreichen schiene-strasse-übergänge rund um die uhr bemannt und mit handbetriebenen schranken, mit der gemeinsten form von speedbraker in drei-vierfach ausführung ausgerüstet und dann liegt auf der rechten seite ein grosser see, ein speicherreservoir, das über den sommer die bewässerung der angrenzenden felder sicherstellt. vorbei an einer an-der-strasse-siedlung, einer grossen function-hall, am carparklatz und schliesslich an den steinbrüchen sind wir dann fast alleine unterwegs und geniessen die fahrt durchs dunkel. kurz vor den letzten metern ist dann auf der linken seite unter einem riesigen alten bayan-baum mit vielen luftwurzeln ein kleiner tempel.

davor, und das war überhaupt der grund für den abendlichen trip nach guntur, gab’s einen kaffee, den man so aus einer guten kolbenmaschine der gastro-kategorie mit verschiedenen röstungen in guntur nirgends sonst bekommt. dazu eine gutes gespäch im projekt-team und der angenehme kurze rückblick auf die erfolgreichen entwicklungen der letzten monate. und ein gemütlicher kleiner hinterhof, sauber und mit stühlen, tischen und aschenbechern bestückt für den gemütlichen ausklang.

gute nacht 2013!

Updated: 24. März 2016 — 0:52

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