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Coaching, Gebäudetechnik, Projektleitung, Indien

Lass gehen, was zu dir zurück kommen soll!

Das zweite Mal geht’s meist einfacher, dies gilt auf alle Fälle für meinen erneuten Besuch in Indien. Auch diesmal bin ich zuerst wieder nach Kovalam gefahren. Einerseits war es natürlich wegen des besten Flugangebotes, das mich für schlappe 760 Fränkli über Doha nach Thiruvanathapuram und zurück bringt. Andererseits wollte ich natürlich unbedingt Denise, Shibi, Martha, Unni, Nagu, Bobby, Shaji und John wiedersehen und mir ein Bild von Kovalam ausserhalb der Saison und mit einsetzender Regenzeit machen. Dann war da natürlich auch noch das SMS von Manu, der mich bei meinem letzten Aufenthalt hier in Indien besuchen wollte, sich leider aber erst zwei Tage vor meinem Rückflug meldete und eigentlich sowieso erst im Mai Zeit und Ferien gehabt hätte. So entschloss ich mich, bereits sechs Wochen nach meiner Rückkehr wieder für anderthalb Monate nach Indien aufzubrechen.
Der wichtigste Grund dafür ist wohl, das ich anlässlich meiner ersten Reise, und während meiner Besuche in den Camp’s und Dörfern der VRO, in Kontakt mit Dr. Karl Steiner und Ernst Forster von der Stiftung Gandhi Hilfswerk Schweiz kam. Diese Stiftung baut zur Zeit ein Waisenhaus in Perecherla, unterstützt rund 70 Kinder aus sehr armen Verhältnissen beim Besuch der Schule und übernimmt wohl noch in diesem Jahr ein Rehabilitationscamp für ehemalige Kinderarbeiter von der VRO.
In diesem Zusammenhang können sich Ernst Forster und auch ich vorstellen, das ich gewisse Aufgaben für die Stiftung rund um dieses Camp und im Zusammenhang mit den anderen Aktivitäten der Stiftung übernehmen könnte. Nach unseren gemeinsamen Gesprächen in der Schweiz begleite ich nun Ende Mai Ernst Forster bei der Visite im Camp in Rajahmundry, den Verhandlungen mit VRO und seinem Besuch bei Asha Nivas in Chennai. Ich kann ihn dabei mit meinen Erfahrungen unterstützen, habe ich doch rund einen Monat in diesem Camp gelebt, den Staff und die Kinder kennengelernt, einiges an dringenden Reparaturarbeiten koordiniert und auch Father Thomas Kurian von Asha Nivas, dem Haus der Hoffnung, kennengelernt.

Zuerst aber bin ich mal mit Manu am Ferien machen. Wir geniessen die Zeit hier im Haus Padma Giri bei gutem Essen, kühlen Drink’s und anregenden Gesprächen, erkunden, teils zu Fuss teils mit der Riksha, die Umgebung von Kovalam und haben sogar schon Besuche auf einer Elefanteninsel, in einer Krokodilstation, einem Yoga-Ashram und an der Coconut-Beach gemacht…
Und dort geschah es… Reto war wiedereinmal voll in die Natur vertieft und beobachtete eine Kolonie kleiner Muscheln, die sich, an einem Felsen klebend, langsam über die Oberfläche schoben. Ein Mikro-Schauspiel, das seine volle Konzentration erforderte und so die ganze Umgebung in die Bedeutungslosigkeit versank. Bis sich Poseidon persönlich bemerkbar machte und ihm die geschliffene Sonnenbrille mit einer an den Felsen klatschenden Welle vom Gesicht riss. Trotz sofortigem Bücken und tastendem Suchen in der schäumenden Gischt, mit der Hilfe von Martha, die die Szene aus einiger Entfernung beobachtete konnte, war von dem guten Stück nicht das Geringste zu entdecken – die See forderte ihrem Tribut.
Das letzte Mal kam mir ja bekanntlicherweise das Mobile weg und diesmal halt die Sonnenbrille.
Der Verlust war zwar aufgrund des fahrlässigen Verhaltens meinerseits ärgerlich, aber andererseits hatte ich auch Freude daran und fühlte mich geehrt, das der Meergott sich ausgerechnet meine Sonnenbrille ausgesucht hatte. In dieser Stimmung bedankte ich mich bei ihm und bin dann zurück zu unserem Plätzchen an der Beach, habe mir eine Zigarette gedreht und Manu erzählt was sich gerade ereignet hat. Martha machte in dieser Zeit einige Tai Chi Übungen, und als ich mit meinem Bericht gerade fertig war und Manu nochmals versichert habe, das mich der Verlust nicht todtraurig macht, kommt doch tatsächlich Martha und bringt mir meine Brille unversehrt und ohne den geringsten Kratzer wieder. Sie wurde einige Minuten nach meinem Weggang doch wieder an den Strand gespühlt und Martha war durch die Seidenweber genau zur rechten Zeit am rechten Ort. Selbstredend habe ich mich unter den staunenden Blicken von Manu gebührlich bei Martha und Poseidon bedankt und aus meinem ganzen Körper drang ein leises Lächeln. Siehe Titel…!

Kovalam ist zur Zeit sehr ruhig, viele Geschäfte und Restaurants haben Sommerpause und die Preise sind gegenüber der Saison zwischen Oktober und Ende Februar extrem zurück gegangen. So lassen sich zur Zeit Hotelzimmer mit Meersicht und allem Komfort um die 400 Rupien finden, während der Zeit um Weihnachten kosten diese Zimmer locker das vierfache. Die erste Zeit war es sehr heiss, tagsüber stiegen die Temperaturen auf Werte um die 36 Grad und Nachts fielen sie nur unwesentlich unter die 30 Grad Marke. Seit Gestern nun hat die nahende Regenzeit eindrücklich erste Kostproben, wohl etwas zu Früh, dagelassen und das Klima ist momentan zwar sehr Feucht aber die Temperaturen sind für mich als Sohn der Berge nun wieder in einem erträglichen Rahmen. Nachts kann man wieder einigermassen schweissfrei schlafen und auch tagsüber wird man nicht mehr bei lebendigem Leib gedünstet. Bei meinem Trip nach Rajahmundry in Andrah Pradesh werde ich dann aber wohl nochmals etwas gefordert sein, dort sind die Temperaturen kurz vor dem einsetzenden Regen über 40 Grad tagsüber, wie ich aus diversen Telefonaten zuverlässig erfahren habe…
Einzig die Photo’s kommen nun natürlich mit einem um Nuancen graueren Hintergrund daher, dafür kann man förmlich zusehen, wie die Flora den Segen des Himmels durstig aufnimmt. Und es regnet ja nicht andauernd, dazwischen macht die Sonne immer noch sehr klar, das auch sie noch bis zum 21. Juni zuzulegen gedenkt. Deswegen schaffen Manu und ich die Coconut-Beach bestimmt nochmals bei Sonnenschein, wir hatten das letzte Mal nämlich beide unsere Kamera’s nicht dabei. Man sieht da nämlich nebst der eindrücklich paradiesischen Naturkulisse auch Weisskopf-Seeadler und schwarze Milane in der leichten Brise segeln, sie stehen dank des Windes teilweise wie bewegungslos in der Luft und sind so natürlich erstklassige Motive. Vielleicht klappt’s ja so gut wie das letzte Mal, als sich diese herrlichen Raubvögel keine drei Meter von uns entfernt niederliessen um ihren Durst zu stillen. Man sieht bei uns in Europa selten wirklich wildlebende Tiere, die sich derart unbefangen in die Nähe von Menschen wagen.

Updated: 23. Mai 2009 — 11:08

1 Comment

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  1. Namaste dear friend,

    spannende geschichte, deine begegnung mit den muscheln und dem meeresgott. *lach* da hat er es ja wirklich gut gemeint mit dir, deine glaeser wieder klar gemacht und den fokus für das wesentliche gleich auch noch geklaert.

    der ausflug nach luzern, gestern zu rahel, entsprach der mondgoettin:
    das mysterioese, intuitive, uebersinnliche und die diversen gefahren, welcher wir uns zwei frauen aus dem zh-oberland aussetzten.
    besichtigung der stadt luzern, suveraenes, dreimaliges, seitwaerts einparkieren mit VW-BUS, hetzbesuch in der ‚zwischenwelt‘ beim traumtänzer und einkauf von feenzauber-met als geschenk für die kunststudentin. beweismittel vom parking auf multimedialem geraet aufgezeichnet… beifahrerin yv m. war gut im lotsen und fahrerin naida war bei vorher eingeklapptem rechten seitenspiegel aeusserst perfekt im milimeter-fahren :-). der anschliessende festschmaus, gab uns die kraft
    fuer die aktion der werkschau 09 im suedpol. dort liessen wir mondgoettinen dann mit weiteren frauen unsere stofflichen huellen gleich da. wir wissen: kleider machen leute, sagte uns dies schon gottfried keller – doch sind wir nackt am weiblichsten.
    das spiel von licht und schatten oeffnete momente lang die tore zu faszinierenden einblicken in die sichtbare welt. mit jeder flackernden bewegung veraenderte sich die umgebung um uns herum. blitzlichtartig gab die dunkelheit ein geheimnis preis, das kaum beleutet wieder versank. zurueckgekehrt in die welt des ungeformten- des ungestalteten, das die gestalt hervorbrachte.

    zu guter letzt – das ende: es naht. und wir sagen dir auf wiederlesen/-sehen und freuen uns, dass es dir in big india so gut laeuft. bleib gesund und iss, was dir gut tut.

    herzgruss und knuddelumarmung
    die 2 wilden frauen aus der huette voller ziegel
    naida & yv m.

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