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Coaching, Gebäudetechnik, Projektleitung, Indien

Manchmal ist es..

.. zum lachen 🙂
.. zum heulen 🙁
.. zum schmunzeln ;-%
.. zum kopfschütteln oder zum nicken..

.. und meist bleibt von all dem eine gewisse rest-ratlosigkeit ?:-o?

ich schrieb hier schon so manches geschichtchen, berichtete über meine erlebnisse hier in indien, zog und verwarf meine schlüsse, beobachtete erneut, adaptierte meine erkenntnisse, sah, hörte, spührte, schmeckte, roch und staunte über die menschen und ihr verhalten, ihre art zu kommunizieren, zu interagieren, sich auszudrücken, miteinenader umzugehen und bin nun erneut soweit, einige erkenntnisse (weiterhin vorläufiger stand..) mit euch zu teilen.

um es gleich vorweg zu nehmen, es geht um einige der grossen probleme, die sich aus meiner sicht diesem land und seiner bewohner stellen, derer sie sich aber nur marginal bewusst sind und wenn, dann auf einer eher abstrakten als praktischen ebene. ich bin mir dabei bewusst, das es sich eben um „meine, subjektive, sicht“ handelt, aber bei themen wie:

*der abfall und die gleichgültigkeit*
,
*it is a man’s world*
und
*wir mann-kinder spielen staat nach viktorianisch-imperialem vorbild*

*dieses scheiss-kastensystem*

fühle ich mich momentan sehr unwohl hier.

natürlich ist mir auch klar, das diese meine momentane reaktion auf die umwelt sehr viel mit meiner eigenen inneren befindlichkeit zu tun hat. kurz gesagt fühle ich mich zur zeit in meiner rolle als weisser neger hier nicht besonders, vor allem auch aufrund dessen, das ich mich zwar über den umweg englisch zwar schon mit den menschen hier verständigen kann, dass aber die tieferen themen am begrenzten wortschatz der allermeisten gesprächspartner scheitern und „der inder“ für andere „ausserindische“ sichtweisen zwar ein kommuniziertes nicken übrig hat, in den meisten fällen aber dann nonverbal doch lieber beim alten „was der bauer nicht kennt das frisst er nicht“ bleibt.

in diesem sinne befinde ich mich in der unangenehmen 1 zu 700 millionen-situation und frage mich, ob ich’s nach dem motto „meine wahrheit gegen die der welt“ weiterhin mit dieser herausforderung aufnehmen will…

(ja, ich will! aber ich muss einen weg finden, der mein persönliches energie-system entlastet.)

wer hier in diesem blog meine berichte etwas verfolgt hat, kann vermutlich verstehen wenn ich über die obenerwähnten hauptpunkte in der folge nur kurze zusammenfassungen schreibe:

*der abfall und die gleichgültigkeit*

die gesellschaft der erwähnten 700 millionen menschen stellt den löwenanteil der indischen bevölkerung dar und dieser grossteil der einwohner pendeln gerade in der heutigen zeit heftig zwischen jahrtausende alten traditionen und den errungenschaften der modernen westlichen zivilisationen.
die gleichgültigkeit basiert auf einer an sich bewundernswerten stoischen haltung, mit der inder alle möglichen und unmöglichen lebenssituationen hinnehmen, mit der sie sich aber unter berufung auf genau diese ehernen traditionen auch jedem eigenständigen denken geradezu verschliessen. die hauptsächliche fokussierung auf die „alten werte“ verhindert sehr wirkungsvoll einen dringend nötigen wertewandel und eine adaption der gewohnheiten an die umstände der zunehmend industrialisierten und kapitalisierten umwelt.
als wegwerf-gesellschaft liesse sich schon das indien der vorindustriealisierten epochen bezeichnen, allein das diese mentalität im bezug auf bananenblätter als teller, tongefässe für wasser und die kunststofflosen filter der selbstgedrehten zigarren oder beedis oekologisch unbedenklich war. seit dem grossen siegeszug der plastik-verpackungen in den letzten dreissig jahren zieht diese erfolgreiche wirtschafts-schlacht ein riesige unverwüstliche spur der verwüstung durch das land und den meisten indern fehlt das auch nur ansatzweise verständnis der ganzen problematik oder auch nur die spur der ahnung oder einsicht ihres ganz persönlichen beitrages zu dieser schleichenden umweltkatastrophe gigantischen ausmasses.

und so schmeissen – auf der persönlichen ebene – die heute über dreissig-jährigen weiterhin als die vorbilder für die nächsten generationen ihre abfälle am ort des entstehens gedankenlos auf den boden und laufen davon wie der hund von seinem häufchen. robidog? nie gehört! .. wie? es gibt einen unterschied zwischen einem bananenblatt und einer plastiktüte??

und so wischen die hausfrauen – auf familien-ebene – weiterhin geflissentlich ihren zuständigkeitsbereich schön sauber und kippen ihren gesammelten abfall auf der anderen strassenseite ins gebüsch. kompostieren? wozu, wir können doch im laden in saubere plastik-säcke verpackt für wenige rupien sehr effiziente kunstdünger kaufen. … wenn das geld dann reicht dafür…

und so gibt es auf kommunaler ebene in den allermeisten dörfern und städten im verhältniss etwa einen kleinen abfalleimer pro quartier mit 10’000 einwohnern und die behörden leeren ihn gewissenhaft einmal pro monat, kippen das gesammelte häufchen gleich ausserhalb der stadtgrenze an den strassenrand und wenn jemand per zufall ein streichholz dabei hat kündet eine stinkende schwarze wolke über mehrere stunden von den errungenschaften der schönen neuen welt.

wollt ihr nun auch noch etwas über die männer-gesellschaft lesen? dann müsst ihr etwas geduld aufbringen und später wieder vorbeischauen.

vorerst mal grüsse ins saubere europa 😉

Updated: 9. März 2010 — 7:23

1 Comment

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  1. Hey Reto, da kommst Du schon sehr an die Grenzen…… Möchte Dich erinnern an das Halb volle – oder halb leere Glas.
    Ich wünsche Dir von Herzen dass Du auch die Sonnenseite dieses Landes wieder sehen und spüren kannst. Alles Gute für Deine Gesundheit und viel Kraft sende ich Dir – jetzt – wann immer Du es brauchst.

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