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Opfer und Regen

am morgen des 13.august habe ich ein entscheidung getroffen. die haare, die ich mir nun seit etwa drei jahren mehr oder weniger unkontrolliert um den kopf wachsen liess waren gegenstand der entscheidung.
beschaeftigt habe ich mich schon seit dem anfang meiner reise mit diesem thema, irgendwie aber war es dann zu anfang doch kein thema, bis eben zu diesem morgen.
einen eigentlichen grund gab es auch an diesem tag nicht, aber einige zeit nach dem aufstehen und dem morgendlichen chai stand dann plötzlich die entscheidung bezüglich der scheidung fest und ich machte mich zusammen mit mukkanti und annelies auf den weg zum nächsten coiffeur.
wir brauchten nur etwa 300 meter zu gehen und fanden den ersten shop, den mukkanti auch des öfteren aufsucht. es war ein typisch indischer salon, also eigentlich eine holzhütte mit einem grundriss von etwa 1,5 auf 2 meter, einem friseurstuhl, zwei komplet abgeschossenen spiegeln, ein paar scheren und sonstigem zubehör. der besitzer aber war ein äusserst sympathischer und, wie sich glücklicherweise im nachhinein herausstellte, auch ein wirklich kompetenter figaro.
zum angebot, das ausschliesslich von herrne frequentiert wird, gehört neben dem haare schneiden auch das rasieren, man bekommt ebenfalls ein gute kopfmassage mit ayurvedischem oel und zu meinem erstaunen…aber dies dann doch der reihe nach!

ich nahm also platz auf dem stuhl, bekam ein altes tuch um den körper gewickelt und harrte mit doch etwas gemischten gefühlen der dinge die da kommen sollten. waschen gehört nicht zum programm, und so kämmte der gute mann erstaml meine wilde mähne ein letztes mal gründlich durch. danach kam dann bereits die schere zum einsatz und als erstes wurde das ganze mal zu einer niedlichen prinz-eisenherz-gedenk-frisur. (siehe bilder, aber es wird also nicht gelacht, gell!)
dann ging es mit dem alten kamm und der leicht rostigen schere gut und gerne 40 minuten weiter und zum schluss sah das ganze dann doch recht anständig drein. ich war allerdings so geschafft und durchgeschwitzt unter dem dicken tuch, das ich erstmal eine pause einlegen musste und den platz auf dem schafott der haare mr. mukkanti überliess. ich machte mich auf dem weg an die perecherla-junction und kaufte zwei flaschen sprite und einen orangensaft für annelies und dann sahen wir gemeinsam zu, wie die frisur unseres gastgebers ebenfalls mit derselben methode in wohlgeordnetet bahnen gelenkt wurde.
dann war als nächstes die rasur an der reihe, und mit pinsel und rasiermesser konnte der mann also ebenso virtuos umgehen wie mit der schere. die abschliessende kopfmassage sah dann für unsere verhältnisse recht heftig aus, ich habe mich dann aber zur abrundung der erfahrung auch naoch so behandeln lassen.
als alles fertig in form gebracht und entfernt war, entfernte der figaro das tuch und zu unserem erstaunen blieb mukkanti sitzen, öffnete sein hemd und der dann wurden ihm noch auf beiden seiten mit dem rasiermesser die haare in den achselhöhlen entfernt! darauf habe ich dann verzichtet….
die grösste überraschung kam zum schluss, wie es sooft auch bei uns zuhause der fall ist. allerdings war es diesmal eine typisch indische überraschung.
summa summarum waren es also zwei haarschnitte, zwei kopfmassagen, ein komplett-rasur und einmal achselhaare entfernen die wir zum preis von 80 rupien bekommen haben. der wechselkurs ist zur zeit 1 chf. = 44 inr., die rechnung machte also weniger als 2 franken aus.

die eigentlichen überraschungen folgten dann aber erst im weiteren verlauf des tages.
es ist uns nämlich an diesem nachmittag dann, nach drei tagen des wartens, gelungen, die equipe für das bohren eines neuen brunnens zu uns zu lotsen. nach einer anzahlung von 10’000 inr begannen die installationen des bohrturms und im licht eines provisorisch montierten scheinwerfers konnte dann gegen sieben uhr am abend die kokosnuss zum beginn der arbeiten am bohrkopf zerschmettert werden. die ersten meter des insgesamt rund dreissig meter tiefen bohrloches waren gerade fertig als DAS highlight des tages über uns kam….

DER MONSUN IST DA!

es begann mit tropfen vom kaliber einer kirsche, die auf unsere köpfe nidergingen und unter den staunenden augen der familie mukkanti, der etwa 15 leuten der bohrmannschaft und der sonstigen zaungäste wuchsen sich diese tropfen zu einem sintflutartigen wolkenbruch mit blitz und donner aus. gut vier stunden hielt diese heftige spektakel an und alle menschen liefen mit strahlenden gesichtern herum und freuten sich über den ersten grossen regen in diesem jahr. er kam gerade noch rechtzeitig um die beginnende pflanz-saison mit genügend wässrigem startkapital zu versorgen und so einer drohenden trockzeit mit fehlender ernte einen flüssigen riegel zu schieben.
seither regnete es nun jeden abend recht ausgiebig und die aktivitäten auf den feldern in der umgebung und die gesichter der menschen sprechen bände.

…und das alles, am selben tag als ich mich nach drei jahren zum kahlschlag meines kopfes entschloss.
…ein wirkungsvolles opfer, oder nicht?

3 Comments

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  1. Haare sind doch laut TCM mit dem Nieren Chi verbunden und haben somit unteranderm auch mit dem wasserhaushalt zu tun.

    Ja, ich glaub das war ein seer wirkungsvolles opfer 😉

    herzgruss an Dich

  2. Namaste Reto, da hat shiva oder all die anderen götter gut hingeschaut 🙂 aber ein bildli hab ich bis jetzt noch keines gefunden mit kahlem retoschopf? vielleicht gugge ich auch nach meinem ersten nach-3Wochen-Ferien Arbeitstag auch gar nicht mehr so scharf auf den Bildschirm… mensch wär ich jetzt gern weeeeiiiiit weg vom bürostuhl. Da ruft schon ein wenig das fernweh… mit echo…
    Dafür habe ich meine Ferien in vollsten Zügen genossen.. die Tanzwoche begann zwar mit dicken Wassertopfen (remember) zwar nicht ganz so wie die Monsumtropfen, aber nass genug um einem alten Zelt den gar aus zumachen und glücklicher weise erst einige stunden nach dem schlaf, einer Pfütze im Zelt zu entgehen. Also eine Nacht in der Turnhalle, dann wieder draussen für einige Naechte. So verlief die erste woche in rasantem schritttempo, mit all möglichen inspirierenden bewegungen, die meine muskeln noch nicht kannten. autsch bis mittwoch. Flamenco auch noch für dir hirnzellen und gutes Essen. Meine Seele freigetanzt, ab ins Ticino diretto zu der cara Nonna und die letzte woche etwas greifensee da und dort mit musik und anderen freuden.
    Nur noch wenige Stunden und dein Geburi wird gefeiert!! Dazu möcht ich dir von Herzen liebe glückwünsche senden, mögen deine vorhaben sich verwirklichen, dass du und die anderen auch glücklich sein können. Finde es echt toll, dass du da so eine interessante, exotische Aufgabe gefunden hast!
    Bleib gesund und gfrääsig und somit humorvoll und RETO. hahahhaha!
    Bis zum nächsten mal, umarmig, Nadia

  3. dear reto

    du bist eine andere person, als du es vor einem jahr warst – oder auch nur einen augenblick zuvor. sei weiterhin offen fuer die frische einsicht und das abenteuer eines jeden augenblicks. schenke dir stets das geschenk der wiedergeburt.
    die person, welche du jetzt gerade bist, ist eine art prisma, das einzigartiges spektrum von vererbung und erbe, individueller erziehung und persoenlicher wahl widerspiegelt. zeige deine wahren farben mit stolz!

    in diesem sinne: das allerbeste zu deinem „schluepftag“. alles gute, geniesse dein „Hier und Jetzt“. umarmung aus der schweiz / yv m.*

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