In Perecherla, rund 15 km nordwestlich von Guntur gelegen, bauen wir zur Zeit ein Ausbildungs-Center für Schreiner. Dabei werden vor allem Waisenkinder im Alter zwischen 12 und 15 Jahren in den Genuss einer zweijährigen Ausbildung kommen, die sie in die Lage versetzt, im Anschluss an die Ausbildung selbständig als Schreiner zu arbeiten und so ein gutes Auskommen für sich selber und ihre Familien zu erwirtschaften.
Zwei Hauptproblemfelder setzen den Menschen in dieser Gegend von Andhra Pradesh immer wieder zu, einerseits die Abhängigkeit vom Monsun als Wasserlieferant für die Landwirtschaft und andererseits der „Stoneblasting“ genannte Wirtschaftszweig, in dem viele Menschen ihr Auskommen suchen, das aber nur unter Mithilfe der ganzen Familie, inklusive der Kinder, genug abwirft um zu überleben. Stoneblasting ist ein knochenharter Job bei dem manuell Felsbrocken zu groben Kies zerkleinert wird. In der heutigen industrialisierten Zeit eigentlich nicht mehr vorstellbar, sitzen da ganze Familien von den Grosmüttern bis zu Kleinkindern täglich zwischen den Steinen und hämmern diese von Hand in kleine Stücke. Meist geschieht das noch in der Nähe der Sprengplätze und maschineller Zerkleinerungsanlagen, die die Weiterverarbeitung erledigen. Ein Riesenlärm und unglaublicher Staub machen das ganze zu einer menschenunwürdigen Geschichte, die mich jedesmal persönlich betroffen macht.
Hier nun setzt unser Projekt an, um den Kindern solcher Familien einerseits den Aufenthalt im Steinbruch zu ersparen und ihnen andererseits Fähigkeiten beizubringen, die nicht nur sie persönlich sondern ganze Familien aus diesem Inferno unter glühender Sonne in eine bessere Zukunft führen können.
In der Landwirtschaft ist eines der Hauptprobleme die starke Abhängigkeit vom Wetter bzw. vom Regen.
Das Land ist eigentlich sehr trocken und wenn der Monsun nicht genug Wasser für die Reservior’s liefert, spielen sich in den ländlichen Dörfer immer wieder eigentliche Tragödien ab. Selbstmorde sind bei den saisonalen Taglöhnern dann häufig und zurück bleiben die Kinder, die bei Verwandten zwar Unterschlupf finden, dafür aber die Schule, teilweise schon als 5-6 Jährige, aufgeben müssen und als Arbeitskräfte in Steinbrüchen, auf den Feldern oder sonstwo eingesetzt werden.
Wir nehmen mit unserem Ausbildungscenter Anfang Oktober der regulären Betrieb auf und bieten bis zu 20 Jugendlichen hier nicht nur einen Ausbildungsplatz im Schreinerhandwerk an, sondern betreiben dafür auch ein Hostel mit Unterkunft und Küche. Unter der Führung eines Gesamtverantwortlichen, im indischen Jargon „Incharge“ genannt sorgen zwei Schreiner, eine Lehrerin, eine Köchin und eine Hilfsperson für das Wohl und die Ausbildung der Jungs.
