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Heiliges im Alltag

es ist sehr interessant zu sehen, wie hierzulande das heilige sehr eng mit dem alltag verbunden war, ist und wohl auch (hoffentlich!) bleiben wird. verschiedene aspekte des lebens fuehren ein koexistenz, die ich so von europa her nicht kenne.
so liegen die beiden welten beispielsweise auch an sehr speziellen orte wie dem sonnentempel in konarak (es gibt unglaublich viele verschiedenen englische schreibweisen…) so nahe beieinander, das es einem schon fast weh tut. konarak ist eine der staetten, die ein hindu mindestens einmal in seinem leben besucht haben muss, dies nur um zu zeigen, um was fuer einen ort es sich dabei handelt.
da gibt es einerseits menschen, die sich vor betreten der anlage nicht nur die sandalen ausziehen, sondern auch noch ein gutes stueck der treppe jeden tritt mit der stirne beruehren. am fusse der treppe sind dann verschiedene andere am pinkeln, auf der wiese daneben findet picknick statt und der ganze abfall wird ja sowieso immer und ueberall gleich liegen gelassen oder noch ein stueck weiter weg geworfen.
meditiert oder gebetet wird in jeder situation, ob am strassenrand, im uebervollen bus, waehrend der feldarbeit oder wo und wann auch immer. abgesehen von sehr wenigen fanatikern legen die inder der gelebten spirituellen welt gegenueber ein faszinierende tolreanz an den tag, so dass beispielsweise hindus, muslime und christen nicht nur nebeneinander sondern sogar MITEINANDER ihre andacht halten und sich ueber ihre vorstellungen austauschen. das spirituelle durchdringt das saekulare in jedem moment und an jedem ort..
aus dem hinduismus ist die vorstellung des einen jenseitigen goettlichen noch sehr spuerbar und deswegen sind die verwendeten namen dafuer eher sekundaer, da wir mit unserem beschraenkten menschlichen verstand nicht in der lage sind, dieses „wesen“ auch nur ansatzweise zu begreifen.
aber wie schon gesagt, es gibt auch hierzulande fanatiker, die meinen, den einzig wahren glauben zu kennen. die zen-buddhisten sagen da:

„triffst du buddha unterwegs, schlag ihn tot!“ .. und haben meiner meinung nach recht damit 🙂

heute morgen habe ich an der morgendlichen andacht hier in der VRO teilgenommen. die Village Reconstruction Organisation ist eigentlich eine christliche institution, die von einem priester gegruendet wurde. trotzdem sind natuerlich laengst nicht alle mitarbeiter christen und so ist die morgendliche versammlung ein bunter mix der kulturen und religionen, bei dem auch die hinduistischen mitarbeiter zusammen mit den christlichen singen, beten und sich auf den gemeinsamen tag vorbereiten. so stelle ich mir eine gelebten oekumene zwischen den religionen im alltag vor, und nicht an einem beliebigen sonntag im jahr einmal alle „andersglaeubigen“ zu einem gemaeinsamen teestuendchen zu bitten.
auch ich als animist war ohne weiteres akzeptiert und mein gruss an den vater im himmel und die mutter erde wurde von allen verstanden und akzeptiert. eine gute erfahrung.

fuer mich sind nun die tage im vro-headquarter vorbei, und ich werde heute nachmittag nach rajapallem weiterreisen. dort ist ein education-center mit jugendlichen zwischen 15 und 20 jahren. ich versuche dort herauszufinden, auf welchem level sie bereits mit computern arbeiten und dann davon ausgehend ein trainigsprogramm zusammenzustellen. ich bin gespannt, auf die neue umgebung und den kontakt zu den menschen. in solchen situationen laesst sich jeweils sehr vieles erfahren, was die persoenlichen hintergruende, die familiaeren situationen und das zusammenleben an sich so angeht.
ob es dort jedoch einen internetanschluss gibt habe ich bis jetzt noch nicht in erfahrung bringen koennen, es koennte also sein, das ich eine zeit lang vom weltweiten netz abwesend sein werde. wir werden sehen…

en guaetae sunntig fuer alli, reto

Updated: 31. Januar 2009 — 7:30

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