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Coaching, Gebäudetechnik, Projektleitung, Indien

Leben im Camp

nun ist wieder etwas mehr als eine woche vergangen und ich bin richtig gefordert gewesen. seit vorletztem samstag bin ich im learning camp in rajupalem untergebracht. das camp besteht aus zwei sites, in der einen sind junge maenner um die zwanzig untergebracht, im andern sind gemischte kinder zwischen 5 und 15 jahren.

meine beschaeftigung ist in der site mit den boy’s, welche aus unterschiedlichen gruenden hier sind. die einen haben bei der letzten abschlusspruefung in der schule ein oder zwei faecher nicht bestanden und muessen diese nun nach einer warteschleife von einem jahr erneut ablegen. bei den anderen ist es so, dass die wirtchaftliche situation der familien eine weitere ausbildung nicht erlaubte, und sie aufgrund der ebenfalls mangelnden finaziellen mittel der familie zur ernaehrung und unterbringung aller schlafreaume und essen von der vro bekommen. die verpflichtung, die diese boy’s damit eingegangen sind umfasst einen genau geregelten tagesablauf mit andacht, morgendlichen arbeiten am camp und der umgebung, drei stunden unterricht in computer, weitere drei stunden unterricht in englisch und am abend nochmals eine stunde unterricht in englischer konversation.
die juengeren kinder in der c-site sind meist halb- oder vollweisen, die eine staatliche schule besuchen. sie leben im camp und werden hier neben der schule in sozialen belangen und in der allgemeinen unterhaltsarbeit geschult. dazu kommt natuerlich noch das essen und der in indien nicht zu unterschaetzende aspekt der sicheren wohngemeinschaft. sie erledigen alle persoenlichen dinge inklusive dem waschen ihrer kleidung selber und haben am morgen vor der schule und am abend vor dem essen noch die unterstuetzung bei hausaufgaben etc.

der tag in der a-site beginnt um 5.30 uhr (und ich hoehre schon die ersten lacher derer, die mich persoenlich kennen 🙂 )mit dem morgengebet. dazu versammeln sich alle, egal welcher religion sie angehoehren, und singen ein lied, lesen etwas aus den schriften, jeweils einer macht sich laut einige gedanken und zum abschluss spricht einer ein gebet.
danach wird ein bis eineinhalb stunden lang umgebungsarbeit verrichtet, diese besteht aus dem zusammenwischen von laub, dem kehren der wege und schlafraeume, hacken von feuerholz zum kochen, bewaessern der kultivierten flaechen etc.
vor dem morgenessen um 9 uhr bleibt dann noch genuegend zeit fuer persoenliche hygiene und waschen von kleidern etc.
nach dem morgenessen beginnt der computer-unterricht, zu dem ein externer teacher aus der 16 km entfernten stadt sattempalli anreist. der stoff dabei umfasst office applikationen wie word und excel, desktop publishing mit adobe pagemaker und das schreiben in der sprache telugu, die hauptsaechlich in diesem bundesstaat andra pradesh gesprochen und geschrieben wird.
das mittag-essen findet um 13.00 uhr statt, die anschliessende pause bis zwei uhr wird von den boys teils zum ausruhen genutzt, einzelne haben kuechendienst, andere spielen gerne eine partie carambole.

um zwei geht es weiter mit englisch bis um fuenf uhr, anschliessend eine stunde sport und dann etwas freie zeit fuer das nachbueffeln der versaeumten pruefungen bis zum abendessen um 19.00 uhr.
ab 20.00 uhr gibt es dann noch die english-conversation class und der tag wird um 22.45 mit dem offiziellen (und strikte eingehaltenen!) lichterloeschen beschlossen.

die woche hat hier uebrigens noch 6 werktage…..
die boys reden alle teacher, den supervisor und auch mich ausschliesslich mit „sir“ an…..
der „sir“ hat das sagen und den anweisungen wird folge geleistet, keine diskussionen…..
die inder essen dreimal am tag, es gibt meit jedesmal reis…..
zum zaehneputzen gibt es zwei varianten, die einen benutzten eine zahnbuerste, die anderen holzaeste zum drauf herumkauen und mit dem weichen teil dann ebenfalls zum schrubben…..
gegessen wird wie ueberall in indien mit der rechten hand, ich kann das mittlerweile auch schon recht gut…
die linke hand wird zusammen mit einem kleinen wassergefaess zum toilettenpapier…..
du kannst alle drei-vier tage an derselben stelle haeufchen machen, die natur arbeitet hier extrem speditiv…

zur zeit bin ich fuer zwei tage im headoffice, denn die jungs muessen alle 500 rupien auftreiben, um ihren anteil an der pruefungsgebuehr bezahlen zu koennen. laut supervisor sollen alle am mittwoch wieder im camp sein. viele muessen jedoch in dieser zeit arbeiten gehen, und da der durchschnittliche lohn fuer hilfsarbeit auf den feldern, in einem betrieb oder sonstwo etwa 100 bis 150 rupien betraegt, erwarte ich die meisten nicht vor freitag zurueck.

ma sehen wie es weitergeht, es ist in der tat etwas schwierig, hier in diesem land plaene zu machen und dann auch einzuhalten… 🙂
ich werde heute nachmittag auf alle faelle zurueck ins camp fahren (der oeffentliche bus ohne tueren und fenster braucht fuer die rund 30 km etwa 3 stunden) und bei den anstehenden arbeiten etwas mithelfen.

en gruess a alli, reto

Updated: 10. Februar 2009 — 8:12

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